
Reisetipp 2018: Weinbauland Spanien
Liebe Weinfreunde
Wenn man professionell über Wein redet, sollte man, wenn möglich, mindestens einmal neben der Rebe gestanden haben, oder noch besser, mit dem Winzer reden, der einen Wein daraus macht.
Zur Vorbereitung meines neuen Spanienseminars habe ich in diesem Jahr also eine umfangreiche Spanienreise unternommen. Rund 4000 Km habe ich zurückgelegt und die folgenden wichtigen Anbaugebiete (*DO) bereist: Rueda, Toro, Ribera del Duero, Cigales, Rioja, Navarra, Somentano, Penedes und Priorat. Dabei habe ich sehr viele Weingüter besucht, die allerdings oft nur für Fachpublikum zugängig sind. Noch nicht besuchen konnte ich die Anbaugebiete Rias Baixas, Valdeorras und Andalusien, von denen es aber auch Weine im Seminar gibt.
*DO sind kontrollierte Anbaugebiete ähnlich wie die AOC in Frankreich. Es gibt 67 DO- und 2 DOC-Gebiete in Spanien.


Nachfolgend sehen Sie eine stark gekürzte Reisenotiz von dieser Weinreise. Sie kann Ihnen als Vorbereitung zu meinem Spanien-Seminar oder als Anregung zu einer privaten Weinreise dienen.
Am besten geeignet für den Weintourismus erscheint mir das Anbaugebiet Rioja in dem man 3-5 Tage verbringen kann. Daran anschließen könnte sich die Weiterreise nach Katalonien mit Barcelona, Penedés und Priorat. In den Text eingebetet finden Sie auch Links zu besuchenswerten Weingütern, Hotels, Restaurants, und zu Tourismusinformationen.
Spaniens Weine
"Spaniens Weine zusammenfassen? Leichter ist es die Bewegung in einem Bienenstock zu kartografieren" So beginnt Jancis Robinson ihren Eintrag im großen Weinatlas. Und in der Tat ist das größte Weinbauland der Welt einem ständigem Wandel ausgesetzt. Einstmals berühmte Anbaugebiete verlieren an Glanz und neue begeistern die Fachwelt. Der durchschnittliche Weintrinker kennt meist nur die kräftigen spanischen Rotweine zwischen 5-10 Euro oder die Rioja-Weine, beides rund um die Rebsorte Tempranillo. Weißweine sind schon weniger bekannt, schon eher Cava als Schaumwein. Und dem "normalen" Spanienurlauber ist auch nicht bewusst, dass Spanien das zweithöchste Land Europas ist, und dass sich viele der besten Anbaugebiete auf Hochplateaus befinden.
Die Reiseroute:
Nachdem ich in Madrid meinen Mietwagen übernommen habe, fahre ich Richtung
Norden nach Castilien y Leon. In Tordesillas beziehe ich mein erstes Quartier
im Hotel "Parador de Tordesillas" als Ausgangspunkt zu den umliegenden
Anbaugebiete Rueda, Toro, Ribera del Duero und Cigales.
Nach vier Tagen reise ich weiter zu meinem nächsten Hotel in das Rioja. In den kommenden 5 Tagen besuche ich viele Weingüter in allen drei Teilen des Anbaugebietes und die Hauptstadt Haro. Von hier aus mache ich auch einen Abstecher in das Navarra.
Das Ziel der letzten vier Tage sind die Anbaugebiete in Katalonien. Auf halber Strecke in Aragon mache ich einen Abstecher nach Somontano. Von meinem Hotel in Katalonien aus besuche ich die Anbaugebiete Penedés, Cava und Priorat.
DO Rueda
Rueda
ist ein reines Weißweingebiet, schon aus Tradition. Angebaut werden die
autochtonen Rebsorten Verdejo, ein wenig Viura und neuerdings auch Sauvignon
Blanc. Das erste was mir auffällt ist der Reifestand der Trauben. Anfang
September, ist er noch hinter unserem Riesling zurück. Wie kommt dass?
Die Weinberge liegen in 600-800 Meter Höhe, das Klima ist kontinental mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht und die Buschreben stehen auf kargen Steinböden mit extrem wenig Regen. Ich beschränke mich in Rueda nur auf die Rebsorte Verdejo, den bekanntesten Weißwein Spaniens und besuche mehrere Weingüter, unter anderem die Bodegas Jose Pariente, eines der perfektesten Weingütern, die ich je sah, mit einem blitzblanken und typischen Verdejo. Außerdem die historische Bodega von Javier Sanz mit Weinen aus alten Reben und die Bodega Harmanus mit seinem in Deutschland am meisten verkauften Verdejo "Oro die Castilla".
Auf jeden Fall besuchen sollte man die schöne Provinzhauptstadt Vallodolid. Anfang September werden in einem riesigem Straßenfest die Tapas-Weltmeisterschaften ausgetragen.
Die besten Tapas meines Lebens aß ich aber in dem unscheinbaren Restaurant "Villa Paramesa" in der Altstadt.
Wer das Rueda besuchen möchte, dem empfehle ich nachfolgendes Video.
Touristeninfos: https://www.youtube.com/watch?v=XnTzzsn0lHQ&feature=youtu.be
DO Toro
Die DO Toro ist einer der ältesten spanischen Weinanbaugebiete, bekannt für einen opulenten Tempranillo, den "Tinta del Toro".
Das Anbaugebiet Toro liegt nordwestlich von Rueda auf einem Hochplateau. Hier ist das Klima noch strenger kontinental mit Temperaturunterschieden von 20°C., zwischen Tag und Nacht. Weil die Böden so steinig sind und es sehr wenig regnet, müssen die Buschreben in 3 Meter Abstand zueinander stehen, um genug Nahrung zu bekommen. Noch nicht einmal die Reblaus hat hier überlebt und so gibt es hier noch viele wurzelechte alte Reben mit extrem wenig Ertrag.
Ich besuche das Weingut Elias Mora, von dem ich schon so viel Positives gehört habe. Die sympathische Inhaberin Victoria Benavides, die ihr Handwerk unter anderem auch bei Pesquera (s.u.) gelernt hat zeigt mir ihr Weingut. Alles blitzblank und sehr überschaulich: "Ich produziere nur 200.000 FL pro Jahr, und das ist auch das Limit". Im Anschluss verkosten wir zwei ihrer Weine, den Einstiegswein, wunderbar fruchtig und elegant. Kaum zu glauben, dass es diesen Wein für 7,50 zu kaufen gibt. Der zweite Wein ist ein 4 Jahre alter Crianza, im taditionellen Stil aber 18 Monate im Holz. Wooow, was für ein toller Wein, damit habe ich in diesem Preissegment nicht gerechnet. Sie sagt: " Ich habe dieses Weingut mit uralten wurzelechten Reben gekauft. Die Kunst ist es , daraus einen echten Toro zu machen, aber mit Eleganz". Wie recht Sie hat. Diesen Wein wird es auf jeden Fall in meinem Seminar geben.
Besuchenswert auch die historische Kleinstadt Toro, die der DO seinen Namen gab.
DO Cigales
Cigales ist ein kleines Anbaugebiet innerhalb von Castilien y Leon das erst seit 1992 den DO Status erhielt. Mit streng kontinentalem Klima liegt es in 700 mtr. Höhe. Es ist trocken und steinig und eigentlich nur wegen seiner guten Roséweine (Rosado) bekannt. Angereist bin ich aber hauptsächlich wegen einem Rotwein, einem hervorragenden Crianza von Finca Museum, den ich schon in einem Seminar verwende. Die Gruppe Baron de Ley , in Deutschland bekannt wegen seiner Rioja-Weine, haben alte Tempranillo-Reben auf Kiesboden gekauft und darauf eine Bodega im Chateaustil gebaut, oben ein Museum und unten einen modernen Weinkeller mit tausenden Barriquefässern. Auf ihrer Homepage bieten Sie Weingutsführungen an, mit Museumsbesuch und anschließender Weinprobe, sogar mit Essen, zu verschiedenen Preisen. Ich versuche telefonisch einen Termin zu reservieren, mehrfach, aber niemand spricht englisch. Die Bodega liegt mitten in der Wildnis und nach einer langen Anreise stehe ich vor einem herrschaftlichen, aber verschlossenem Portal. Über die Sprechanlage erfahre ich, dass ein Besuch des Weinguts nicht möglich ist, noch nicht einmal für Fachpublikum. Die Landschaft und das Wetter sind genau so schroff und abweisend. Der Crianza ist wirklich super und ein Geheimtipp für 10 Euro, aber das tolle Weingut samt Museum erscheint mir jetzt nur noch als Staffage für den Weinverkauf. Das neue Projekt einer Investorengruppe, wie schon das Weingut Baron de Ley selbst.
DO Ribera del Duero
Das Ribera del Duero ist einer der dynamischsten Anbaugebiete Spaniens und treibt seit 30 Jahren das etwas eingeschlafene Rioja vor sich her. Als die DO in Altkastilien 1982 gegründet wurde, gab es gerade 24 Weingüter. Heute hat sich die Zahl der Weingüter mehr als verzehnfacht und die Anbaufläche ist auf 22000 ha. angewachsen. Einen Hauptanteil an dieser rasanten Entwicklung trägt der visionäre Winzer Alejando Fernandes mit seinem Weingut Pesquera. Aber auch zwei der teuersten Weine Spaniens, der Unico von Vega Sicilia und der Pingus werden ebenfalls in diesem Anbaugebiet hergestellt.
In meinem Spanienseminar werde ich den Pesquera Crianza als Beispiel für einen konzentrierten fruchtbetonten Tempranillo vorstellen. Besonders begeistert hat mich der Jahrgang 2015, ein außergewöhnlicher Wein. Ich besuche das berühmte Weingut Pesquera von Fernandes in dem Ort gleichen Namens und nehme an einer der Führungen mit anschließender Weinprobe teil. Diese Führungen können auch von Weintouristen in verschiedenen Sprachen gebucht werden.
DOC Rioja
Hotelwechsel.
Nach dem Auschecken in Tordesillas fahre ich rund 240 Km überwiegend über die
Autobahn (kostenfrei) zu meinem nächsten Etappenziel in das berühmteste
Anbaugebiet Spaniens, die DOC Rioja. Als Ausgangspunkt für die nächsten Tage
habe ich ein sehr schönes Boutique-Hotel im Landhausstil in dem 200 Seelennest
Azofra, 25 Km unterhalb von Haro gewählt, der Weinhauptstadt in Rioja. Die
Landschaft ist wesendlich grüner als die Gebiete von Castilien-Leon, auch wird
es zunehmend wärmer.
Das Hotel Real Casona de las Amas ist wirklich sehr schön, ein nobler Landsitz mit
einem kleinen Garten und Pool im Innenhof. Die Zimmer sind alle
individuell eingerichtet und die großzügigen Gemeinschaftsräume mit den
schweren Fauteuils und der leisen Musik strahlen eine angenehme
Atmosphäre aus. Man fühlt sich etwas der Welt entrückt. Ich habe mich sehr wohlgefühlt hier, gebe aber zu bedenken, dass es kein Restaurant im Dorf gibt.
Ich
frage nach den besten Restaurants in Haro und man nennt mir das "Terete" und das "Beethoven", die ich mehrfach besucht habe. Hier gibt es gutbürgerliche regionale Küche (Lammkeule aus dem Steinofen) und Rioja Weine, alles gut und zu normalen Preisen, aber nichts weltbewegendes.
Auf Haro und seine dort ansässigen Weingüter komme ich weiter unten noch zu sprechen.


Das
Anbaugebiet Rioja besteht aus drei Teilgebieten: dem Rioja Alta, südwestlich
vom Fluss Ebro gelegen, dem Rioja Baja, südöstlich vom Ebro und dem Rioja
Alavesa, nördlich vom Fluss, dem baskischen Teil. Alles liegt auf einem
Hochplateau mit einem für den Weinbau eher problematischen Klima. Im nördlichen Alavesa können die Trauben nur reifen, weil sie
durch eine Bergkette, den Siera Cantabria von den kalten Atlantikwinden geschützt
werden. In den südlichen Teilen, vor allem im Rioja Baja ist es etwas flacher,
grüner und die Reben stehen oft in der Reihe am Drahtrahmen. In Alavesa ducken
sich die Reben in Buschform.
In Rioja
gibt es keinen einheitlichen Weinstil. Im Wesentlichen kann man aber zwei
Richtungen beschreiben:
Traditioneller/klassischer Stil: lange Maischestandzeit und längerer Ausbau in amerikanischer Eiche. Hier stehen subtiele Reifearomen im Vordergrund. Die Weine sollten nicht zu früh getrunken werden, vor allem die Gran Reserve. Weine die diesen Stil repräsentieren sind der Cune Imperial und die Weine von Vina Tondonia.
Moderner Stil: kurze Maischestandzeit und Ausbau in franz. Holz. Bei
diesen Weinen stehen die Fruchtaromen im Vordergrund. Die einfachen fruchtbetonten
Crianzas von Muga zbs. können schon jung getrunken werden. Die hochwertigen,
gereiften Reservas und Gran Reservas von Contino sind dagegen äußerst filigran,
elegant und feinfruchtig.
Rioja Alavesa
Das erste Weingut das ich in Rioja besuche, ist das Kultweingut des Marques de Riscal. Das Anwesen in Elciego (Alavesa) besteht aus drei Teilen, einem spektakulären Designerhotel des Stararchitekten Frank Gary, das über dem Weingut schwebt und schon von weitem metallisch in der Sonne glänzt, einem Restaurant mit Vinothekbetrieb und dem eigentlichen Weingut, mit seinen historisch von einander abgegrenzten Teilen. Das ganze wird von einem regen Eventbetrieb belebt, der bisweilen an Disneyland erinnert. Den ganzen Tag führen die Guides ihre Gruppen in verschiedenen Sprachen durch die riesige Anlage. Die Führung kostet 16 Euro, einschließlich der Vorführung eines sehr informativen Videos über die Produktion und der anschließenden Verkostung zweier Weine. Alles zu buchen über das Internet. Die Führung ist zwar sehr touristisch, aber trotzdem zu empfehlen. Die Weine sind in Ordnung und meist im traditionellen Stil.
In dem Bergdorf Laguardia mit seiner schönen Altstadt mache ich Rast, um im
Anschluss das im Tal gelegene Weingut Ysios zu besuchen, ebenfalls spektakulär
und von einem Stararchitekten, aber eher dem Hintergrund, den cantabrischen
Bergen angepasst. Auch hier werden Führungen mit anschließender Probe
angeboten.
Ein weiteres Weingut in meinem Programm, ist das kleine aber feine Chateau-Weingut Contino, (gehört zu C.V.N.E) das aber auf Weintourismus weniger eingestellt ist.
Rioja Alta
Seinen Aufstieg verdankt die Stadt Haro zwei Dingen: seinem Bahnanschluss und der Reblausblage Ende des 19 Jhd. in Bordeaux. Um den Weltmarkt zu bedienen, füllten die Bordeauxwinzer über Jahre hinweg ihre Bordeauxflaschen mit Weinen aus dem Rioja. Und so besteht Haro noch heute aus einer Altstadt mit einem Place de Mayor mit Cafes und Restaurants, auf dem auch die Volksfeste stattfinden und einer Bahnhofstation außerhalb, um die herum alle berühmten Bodegas angesiedelt sind. Und weil alle Weingüter Besichtigungen mit anschließender Probe anbieten, kann man einen Tag in Ruhe hier verbringen, zwei oder drei Weingüter besichtigen und die unterschiedlichen Weinstile miteinander vergleichen. Nachfolgend eine kurze Beschreibung der vier wichtigsten Bodegas :
C.v.n.e
Wenn man nur ein Weingut besichtigt, dann am besten dieses. C.v.n.e hat
heute mehrere Marken (Weingüter): Cune, die Standartmarke für gute Crianzas, Vina Real, der
fruchtige moderne Stil, Imperial für Premium Weine im klassischen Stil aus der
Rioja Alta und Continuo, für Premiumweine im modernen Stil, aus der Rioja
Alavesa.
Vina Tondonia
Weine im ultra klassischem Stil, mit sehr langem Ausbau in amerikanischer
Eiche. Die weißen Riojas mit mind. 10 Jahre Holzausbau zählen zu den besten
Weißweinen der Welt, sind aber nicht zu bekommen. Es werden
Weingutsbesichtigungen in verschiedenen Sprachen angeboten. Einen Besuch Wert ist auch der ultramoderne Verkostungspavilion einer spanischen Stararchitektin,
vor dem Weingut.
Bodega Muga
Gut gemachte Einstiegsrioja im moderneren Stil. Verkostung und Weingutsbesichtigung
möglich.
Bodega Roda
Rioja im modernen Stil und im gehobenen Segment, besonders gut der Roda 1 und der
Cirsion. Eine Führung durch das Weingut ist nach Anmeldung möglich.
Weingutsführung, Weinprobe, Weineinkauf
Das Rioja ist sehr gut auf Weintourismus eingestellt. Fast alle berühmten Weingüter bieten Weingutsführungen mit anschließender Probe in verschiedenen Sprachen an, sogar in deutsch. Ein Weineinkauf auf dem Weingut ist heutzutage nicht mehr vorteilhaft. Fast alle Weine sind in Deutschland günstiger zu kaufen, auch im Internet. Wenn Sie mit dem Flugzeug anreisen, sind die Flaschen ohnehin zu schwer.
DO Navarra
Von Rioja aus mache ich auch einen Abstecher in das Anbaugebiet Navarra, östlich der Rioja auf einem Hochplateau gelegen. Die Navarra ist sehr uneinheitlich und in mehrere Untergebiete eingeteilt. Im südlichen Teil, nahe dem Ebro gibt es riesige endlose Steppen mit vertrockneten Gras und abgemähten Feldern, grau und braun. Dazwischen grüne Inseln mit Oliven und Wein. Es gibt große Weinkooperativen wie Piedermonte und neuere Bodegas wie Ochoa die hochwertige Weine produzieren. Der nördliche Teil in Richtung Pamplona ist wesentlich grüner und vom Atlantik geprägt. Es gibt überwiegend Granacha und Tempranillo, aber auch Bordeaux Rebssorten, weil auch Navarra in der Reblauskriese das Bordeaux beliefert hat. Außerdem gibt es kräftige Rosados.
DO Somontano
Hotelwechsel. Nach dem Ausschecken in Azofra fahre ich über die Autobahn rund 500 km südlich Richtung Katalonien. Der erste Teil der Strecke führt noch durch die Rioja Baja. Die Landschaft ist geprägt vom Weinbau und man sieht großflächige, flache und sattgrüne Weinberge, die mit der Maschine geerntet werden können. Hier entstehen meist einfachere und günstige Riojas. Auf halben Weg der Strecke befinde ich mich in der Region Aragon und mache einen Abstecher in ein Anbaugebiet das preiswerte gute Rotweine und interessante Weißweine liefert:
DO Somentano
Das bedeutet „am Fuß der Berge“ und ich würde hinzufügen, am grünen Fuß. Was für ein Unterschied zur Steppenlandschaft der südlichen Navarra. Durch die Sierras (Gebirge) vor den kühlen Nordwinden geschützt, liegen die Weinberge nach Süden gerichtet in 300-600 Metern Höhe und mit schon deutlich mediteranem Einfluss. In der Ferne sieht man schon die Pyrenäen. Angebaut werden neben Tempranillo auch verstärkt internationale Rebsorten.
Ich besuche die moderne Privatkeller Entate, mit rd. 400 ha eigener Trauben zwar einer der großen Produzenten, der aber verlässlich gute Weine liefert, die auch in Deutschland überall verfügbar sind. Auch dieses Weingut bietet eine Weingutsbesichtigung mit anschließender Verkostung für Touristen an.
Bei meiner privaten Weinverkostung bitte ich darum, die Rebsorte Tempranillo auszusparen und verkoste verschiedene Weine aller Farben, hauptsächlich aus internationalen Rebsorten. Besonders gefallen haben mir der Chardonnay -234 mit Maichegärung im Edelstahl, frisch, sortentypisch und für nur 8 Euro zu kaufen. Der zweite ist ein Chardonnay Barrique im Burgunderstil. Malolaktische Gärung, in neuem frz. Barrique ausgebaut ist der Wein cremig füllig, hat Aromen von Ananas, Pomelo, Brot und Haselnuss und am Schluss eine Vanillenote. Sehr überzeugend. Beim dritten Weißwein war ich skeptisch, Gewürztraminer?!. Aber nein, frisch, gehaltvoll und sofort als Gewürztraminer zu erkennen, für nur 9 Euro. Bei den Rotweinen hat mit wegen seinem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis der Cabernet-Merlot am besten gefallen. Mit nur nur 6,50 Euro ist es der günstigste Wein in meinem Seminar und wird mit Begeisterung aufgenommen.
Fazit: Keiner der 8 verkosteten Weine war eine Enttäuschung. Hier waren zwar nicht die Rebsorten spanisch, wohl aber das unschlagbare Preis-Leistungs-Verhältnis.
DO Penedes, DO Cava
Nach einem Tag im Somentano fahre ich auf der Autobahn weiter Richtung Süden nach Katalonien in die Anbaugebiete Penedes und das Priorat.
DO Penedes
Das Anbaugebiet Penedes, 50 Km westlich von Barcelona gelegen, grenzt direkt ans Meer und wird von einem mediterranen Klima geprägt. Rund 80% der Rebsorten sind weiß, hauptsächlich Macabeo, Parellada, Xarel-lo und Chardonnay. Die Weine werden aber nicht als Weißweine aus der Do Penedes verkauft, sondern als DO Cava.
Cavas, also spanische Schaumweine mit traditioneller Flaschengärung, dürfen zwar in ganz Spanien hergestellt werden, tatsächlich stammen aber 95 % aus Katalonien, die meisten aus Penedes. Die Hauptstadt des Cava ist Villafranca del Penedes und inmitten der Weinberge dort, befindet sich auch mein nächstes Hotel (s.u.).
Ich beschränke mich im Penedes hauptsächlich auf Cava und besuche dazu die beiden großen Traditionsbetriebe und Erzrivalen Freixenet und Cordorniu, beide in dem Vorort Sant Sadurni d`Anoia gelegen. Zur Zeit ist im Penedes alles im Umbruch, nicht nur politisch, sondern auch was den Cava betrifft. Die beiden größten Hersteller sind verkauft ( Freixenet an Henkel und Cordorniu an einen US Investor) und nicht mehr in spanischer Hand. Die meisten Cava sind zum Massenprodukt für 3 Euro verkommen. Die kleineren Premium Hersteller haben das Dach der DO Cava verlassen und vermarkten ihre Weine unter eigenem Label.
Als erstes nehme ich an einer ganz normalen Führung in deutscher Sprache bei Freixenet teil, eigentlich eine Farce mit nur noch historischem Wert. Gezeigt werden die alten Weinkeller, die Teilweise sechs Stockwerke unter der Erde liegen mit alten Rüttelpulten und von hinten beleuchteten Flaschen. Am Ende der Führung werden die Teilnehmer dann in einer endlosen Kleinbahn am Rande der heutigen Kellerei entlang gefahren, in der industriell 200 Mio. Flaschen jährlich abgefüllt werden, der größte Schaumweinhersteller der Welt.
In der anschließenden privat Weinprobe verkoste ich dann die Cavas von Freixenet, die allerdings meistens die Vorurteile als Industrie-Cava bestätigen. Aber es gibt auch eine kleine Premiumlinie, die mit zum Teil 7 Jahre Hefelager überzeugen können und aus der ich einen Cava auswähle (der Preis auf dem Weingut ist doppelt so hoch, wie auf der deutschen Internetseite?!)
Bei der Besichtigung von Cordorniu wiederholt sich dann im wesentlichen alles, aber die wenigen Premiumabfüllungen sind in Deutschland schwerer zu beziehen.
DOC Priorat


DOC Priorat
Es gibt in Spanien nur zwei Anbaugebiete mit dem höchsten Status DOC bzw. DOCa : Rioja und Priorat.
Das Priorato ist eine zerklüftete grandiose Berglandschaft in 1000 Meter Höhe, 50 km vom Mittelmeer entfernt bei Tarragona. Das besondere sind die Steilhanglagen aus rötlichem Schiefer und Vulkanstein (Licorella), auf denen alte Granacha- und Carinena-Reben wachsen. Im 19 Jhd. gab es hier einmal 17000 ha. unter Reben, ein Großteil von Mönchen bewirtschaftet. Als die Mönche gingen und die Reblaus kam, war es vorbei mit dem Weinbau und die Dörfer verfielen. Erst in den 1980er Jahren erkannten Top-Winzer und Önologen wie René Barbier und Alvaro Palacios das Potenzial des Priorat und schufen Superweine wie den "L`Ermita" (800 €) und gründeten Weingüter wie Clos Erasmus und Clos Mogador.
In dem Bergdorf Gratallops, gegenüber des Weingutes von Palacios, gibt es eine sehr gute Vinothek in der es die meisten Weine aus dem Priorat zu kaufen gibt. Der Inhaber, der sogar deutsch spricht, macht mit seinem Vater selbst wunderbare Weine, für kleines Geld, die es aber in Deutschland nicht zu Kaufen gibt.
Besucht habe ich auch die etwas außerhalb liegende Finca Mas d`en Gil, ein traumhaftes Weingut mit wunderbaren Weinen, das auch von "normalen" Weinreisenden besucht werden kann. Mein Problem war aber, dass die berühmten Weine des Priorat über meinem Budget liegen und dass die Einstiegsweine der berühmten Winzer nicht meinen Erwartungen entsprachen.
Welchen Wein aus dem Priorat also für mein Weinseminar? Die Lösung fand ich im Penedes!
DO Penedes 2
Oft hilft es Vorurteile abzubauen.
Sicher, in der Regel schließen sich Masse und Klasse aus. Auf Wein bezogen heißt das: kann ein Winzer der mit seinen Weingütern auf der ganzen Welt Millionen von Flaschen abfüllt erstklassische Weine herstellen? Ja, er kann!
Miguel Torres ist in Spanien das, was Marchese Antinori in Italien ist. Was dem einen sein "Sangre de Toro" ist dem anderen sein "Santa Christina", beides Weine für 5 € im Supermarkt. Diese Weine muss es vielleicht geben, interessieren mich aber nicht. Die Weine die mich als Sommelier hauptsächlich interessieren, sind ein "Tignanello" von Antinori und ein "Mas la Plana" von Torres, oder eben sein Prioratwein, den "Salmos"
Das war die Lösung. Nach einer Weingutführung im Torres Weingut in Villafranca del Penedes und einer umfangreichen privaten Weinprobe habe ich mich für den "Salmos" entschieden: erstklassisch, typisch für Priorat, gerade noch im Budget und in Deutschland überall verfügbar. Das Besucherzentrum in Villafranca führt eine Weingutsführung auch in deutsch mit anschließender Weinprobe durch. Außerdem gibt es hier eine Vinothek mit Torres-Weinen aus der ganzen Welt und ein Torres Museum.
Anmerkung:
Während meines Aufenthalts in Katalonien wohnte ich in dem kleinen Hotel Rural Cal Ruget mitten in den Weinbergen. Die Zimmer sind einfach aber schön und in kleinen Anbauten um den Pool herum. Die Wirtin kocht regionale Hausmannskost, aber hervorragend gemacht.
LEIDER sprechen die Wirtsleute nur spanisch und das Hotel liegt so versteckt, dass ich auch nach fünf Tagen nachts noch mit dem Auto über betonierte Feldwege irrte. Also nur beschränkt empfehlenswert.
Fazit meiner Weinreise:
Spanien ist ein weithin unbekannter Weinriese mit hervorragenden (oft noch unbekannten) Weinen (vor allem die Weißen). Eine Weinreise für den Weintourist lohnt sich vor allem im Rioja und in die Anbaugebiete in der Nähe von Barcelona.
Diesen Reisetipp auf pdf zum ausdrucken finden Sie hier>>
Vielen Dank
und viel Spaß mit spanischen Weinen
Ihr
Ralph-Oliver Eckstein
